Fly & swim: Heide-Büsum, Wangerooge, Helgoland

„Me(e)hr als nur eine Landung wert“ – so wirbt der Flugplatz Heide-Büsum EDXB. Wir kannten ihn bisher nur als Tankstopp auf unseren Reisen zu oder von den verschiedenen Nordsee-Inseln. Dieses Jahr sind wir der Einladung der Büsumer gefolgt und haben den Platz drei Tage lang getestet. Wir können es bestätigen: Heide-Büsum ist mehr als nur eine Landung wert.

Wieso Heide-Büsum?

Wenn man daran denkt, an die Nordsee zu fliegen, hat man meist eine der Inseln im Kopf: Borkum, Baltrum, Wangerooge, Föhr oder sogar Helgoland, um nur einige der möglichen Ziele zu nennen. So war es bei uns bislang auch: auf zu den Inseln, Tankstopp in Leer-Papenburg, Ganderkesee oder eben in Heide-Büsum. Meist reichte die Zeit dann nicht einmal für einen Besuch der Gastronomie.

„Fahrräder kann man bei uns kostenlos leihen. Und zelten könnt ihr hinten auf der Wiese. Es gibt auch Duschen und alles Drum und Dran“, erzählte mir letztes Jahr der damalige Büsumer Flugleiter bei einem unserer Tankstopps. Na, dann sollten wir das vielleicht mal testen. Gesagt, getan. Und wer hätte gedacht, dass wir in unserer anvisierten Fliegerurlaubswoche Anfang September auch noch das beste Wetter des Jahres bekommen?

Von Vaihingen/Enz über Rothenburg/Wümme EDXQ nach Heide-Büsum EDXB

Am Sonntag, dem 3. September, geht es los. Zuerst mit dem Auto nach Vaihingen an der Enz, um die November-Papa abzuholen, dann – zwei Familienmitglieder zu Lande, zwei in der Luft – weiter nach Mosbach-Lohrbach EDGM, um die zweite C42 von easybird in Emfang zu nehmen und zu packen. So ist das, wenn wir mit der ganzen Familie Fliegerurlaub machen.

Unsere Kinder losen aus: Sohn 1 fliegt mit mir, Sohn 2 mit Andrés. Doch bis wir alles gepackt haben und in der Luft sind, ist es mal wieder später als geplant.

November-Papa © Maja Christ
Auf geht’s – EDGM

Die erste Etappe führt uns – vorbei an Aschaffenburg, dem Edersee (im Gegensatz zum letzten Jahr ist er gut gefüllt) und Hannover nach Rothenburg/Wümme. Dort wollen wir tanken und Jörg besuchen, den Andrés auf seinem letzten DULV-Lehrgang kennengelernt hat. Die Luft ist vergleichsweise ruhig und so fliegen wir gemütlich immer weiter gen Norden.

Nach einer Stunde tut meinem Copiloten der Hintern weh.

Ederstausee © Maja Christ
Ederstausee

Nach zwei Stunden meldet sich langsam meine Blase.

Zeichen für den Frieden © Maja Christ
Zeichen für den Frieden

Nach drei Stunden Flugzeit erreichen wir EDXQ. Inzwischen ist es bereits 17 Uhr und es bleibt nicht viel Zeit, um uns mit Jörg auszutauschen: Wir müssen tanken und sind noch eine knappe Stunde Flugzeit von Heide-Büsum entfernt. Der Flugplatz dort schließt allerdings bereits um 19 Uhr. Sicherheitshalber rufe ich noch einmal an, um zu bestätigen, dass wir wie besprochen heute noch kommen werden. „Das schafft ihr doch“, meint die Büsumer Flugleiterin.

EDXQ Rothenburg/Wümme © Maja Christ
Pause in EDXQ Rothenburg/Wümme

Schnell haben wir die Toiletten aufgesucht, getankt und nicht ganz so schnell unsere Rechnung auf dem Turm beglichen. „Ja, ja, ihr habt es eilig …“ Ja, leider. Nächstes Mal gerne mit mehr Zeit. Doch nun müssen wir auf zur letzten Tagesetappe. Vielen Dank für den Service!

Es ist total ruhig. Ein paar Wolken ziehen auf. Ein Ballon passiert unseren Weg. Herrlich.

Eine Minute vor 19 Uhr setze ich auf der 29 in Heide-Büsum auf, keine Minute später Andrés. Außer Birgit Weimar, der Flugleiterin, scheint niemand mehr am Platz zu sein. Sie zeigt uns, wo wir unsere Zelte aufstellen können, wo wir am nächsten Morgen Brötchen bekommen, wie das mit den Fahrrädern funktioniert und wo die Dusche ist. Dass es sich hierbei um eine Außendusche handelt, war uns nicht bewusst. Aber bei dem Wetter ist das ja kein Problem. Und warmes Wasser gibt es auch. Passt.

Abendstimmung am Flugplatz Heide-Büsum © Maja Christ
Abendstimmung am Flugplatz Heide-Büsum

Als erstes suchen wir uns vier Räder aus und machen uns auf den Weg zur nahegelegenen Tankstelle, um noch ein paar Getränke und Snacks zu besorgen. Unsere Jungs schnappen sich zwei E-Bikes, wir „Alten“ richtige Fahrräder. Andrés erwischt eines mit extrem tiefem Sattel und nach den ersten Metern ist klar, dass er das nächste Mal auf jeden Fall ein anderes nehmen wird. Immerhin müssen wir kaum einen Kilometer fahren. Unsere Jungs sind mit ihren E-BIkes dafür umso zufriedener. Und auch mein Hollandrad fährt sich gut.

Die Tankstelle in Oesterdeichstrich ist gut ausgestattet – hier gibt es dann auch morgens die angepriesenen Brötchen. An einem Hofladen kommen wir ebenfalls vorbei, doch der hat um diese Zeit schon geschlossen.

Roter Mond © Andrés Chavarría
„Dunkel war’s, der Mond schien helle …“

Nachdem wir zurück am Flugplatz gegessen und unsere Zelte aufgeschlagen haben, nutzt unser Fliegernachwuchs die Zeit für eine weitere Rad-Runde. Wir genießen noch ein wenig die milde Abendluft – es war ein langer Tag.

Drei Tage bleiben wir am Flugplatz, um die Gegend mit dem Rad und mit dem Flugzeug zu erkunden. Woran wir uns erst noch gewöhnen müssen, ist die Bahn: Bis in die späten Abendstunden fährt sie zweimal in der Stunde ganz in der Nähe vorbei und tutet am unbeschrankten Bahnübergang.

In und um Heide-Büsum

Am kommenden Morgen dürfen unsere Jungs gleich wieder auf die Räder: Brötchen holen. Machen sie gerne. Ich baue dafür unseren Kocher auf, um Kaffee zu kochen – und werde gleich vom Vereinsheim aus begrüßt: „Ich hab’ hier Kaffee. Wollt ihr ’ne Tasse?“ Ich erkenne den Flugleiter vom vergangenen Jahr, der uns auf die Idee mit dieser Reise gebracht hat. Er ist inzwischen zwar nicht mehr auf dem Turm tätig, gehört aber quasi zum Flugplatz.

Morgenstimmung am Flugplatz Heide-Büsum © Maja Christ
Morgenstimmung am Flugplatz Heide-Büsum

Den ersten Start heute macht die D-EMMY, eine Piper PA-18-150 Super Cub (bzw. ihre Pilotin).

D-EMMY © Maja Christ
D-EMMY

Schon bald tauchen die ersten Fluggäste auf, die mit der „Linie“ nach Helgoland fliegen wollen. Sie freuen sich auf ihren bevorstehenden Flug und knipsen eifrig Bilder. Auch unsere beiden C42 vor den Zelten werden mehrfach abgelichtet.

Wäscheleine an der C42 © Maja Christ
Perfekt für „Fly & Swim“: Wäscheleine an der C42

Auf dem Turm hat heute wieder Birgit Weimar Dienst. Sie erzählt, dass ihr Vater, Fritz Weimar, Anfang der 1970er der erste angestellte Flugleiter am Büsumer Flugplatz war. Nach einer Pause ist sie seit letztem Jahr wieder als Flugleiterin am Platz.

Von Jan, dem zweiten Flugleiter, erfahre ich zudem, dass man nicht nur Fahrräder leihen kann, sondern auch Schwimmwesten. Sehr praktisch, wenn man keine eigenen hat. Was mir nicht bewusst war: Inwischen ist der Flugplatz komplett in Vereinshand. Hut ab – vor allem an guten Tagen im Sommer kommen hier einige Flugbewegungen zusammen. Was wir gerade machen – mit Zelt von Flugplatz zu Flugplatz wandern – freut Jan. Er reist ebenfalls gerne mit seiner Piper und Zelt. „Die beiden, die da eben gestartet sind, fliegen jetzt weiter nach Dänemark“, schwärmt er. „So etwas wollen wir fördern.“

„Wir wollen das Luftwandern fördern.“

Flugleiter Jan, Heide-Büsum

Tatsächlich liegt der Platz ziemlich günstig, um nicht nur Ziele in Deutschland wie Ost- und Nordfriesland oder an der Ostsee zu erreichen, sondern auch in Skandinavien. Steht auch auf unserer To-Do-Liste, aber nicht für dieses Jahr.

Bistro am Flugplatz: Büsumer Krabenbrot

Das Bristo am Flugplatz macht erst zwei Tage nach unserer Ankunft – am Dienstag – wieder auf. Das Krabbenbrot, das es hier gibt, ist in der Pilotenwelt bekannt. Es heißt, manche Piloten ordern es schon auf dem Flug hierher – „Einmal Kilo-Bravo“. Ich bestelle es mir natürlich. Lecker ist es auf jeden Fall.

Tagesausflüge nach Wangerooge EDWG …

Unser erster AusFLUG führt uns mit der gesamten Familie nach Wangerooge. Für UL ist der Platz „Wooge“ PPR – wir haben uns am Vortag mit dem entsprechenden Online-Formular angemeldet.

Die ED-R 13 vor der Büsumer Küste ist nicht aktiv, wie uns der Lotse von FIS bestätigt. Also können wir die direkte Linie von Büsum nach Wangerooge fliegen – knapp 70 km über das Meer. Es gibt kaum eine Wolke, die Sonne scheint. Genussfliegerei pur.

Natürlich verhasple ich mich gleich bei Einleitungsanruf bei Wooge Radio und lese eine falsche Piste zurück (die von Büsum). Na ja, für die Talk-Talk-Sammlung der Wangerooger wird es nicht gereicht haben. Lest da bei Gelegenheit doch mal rein – es ist sehr unterhaltsam.

Wir stellen unsere beiden Maschinen neben weiteren ULs ab. Wangerooge hat eine Asphalt- und eine Graspiste – letztere wurde heute von Golfspielern gekapert. Für die Bezahlung des Landeentgelts per aerops gibt es 10 % Rabatt. Dafür müssen wir am Ausgang Kurtaxe zahlen – knapp 5 Euro für Erwachsene.

Praktisch: Am Strand gibt es sanitäre Anlagen, Umkleiden und Duschen. Und Sonne. Uns wird schnell klar, dass wir Strandkörbe brauchen. Ich laufe eine Weile herum, ehe ich die richtige Stelle gefunden habe, wo wir sie mieten können. Leider gibt es nur Tagespreise – auch wenn wir nur drei Stunden bleiben werden, müssen wir den vollen Preis von 12 Euro pro Korb zahlen. Doch Schatten muss sein und wir genießen es, uns nach dem langen Flug vom Vortag hier ausruhen zu können.

Das Wasser ist herrlich erfrischend. Unsere Jungs haben es sich in ihrem Strandkorb gemütlich gemacht. „Wir müssen ja nicht gleich am ersten Tag ins Wasser.“ Zumindest einer schmeißt sich dann doch noch zu mir in die Wellen. An einem Imbiss holen wir uns etwas zu essen, dann chillen wir weiter am Strand. Ich poste ein paar Bilder vom Flug und der Insel und kriege gleich eine Rückmeldung von einem unserer Vereinsfluglehrer. „Wie lange seid ihr noch da? Wir sind auf Spiekeroog.“ Tja, Spiekeroog ist die einzige der Ostfriesischen Inseln ohne Flugplatz. „Du bist leider auf der falschen Insel. Wir starten in einer halbe Stunde“, schreibe ich zurück. „Schick deinen Standort, wir kommen zum Winken.“

Gesagt, getan: In Formation fliegen wir kurze Zeit später (mit den Flügeln wackelnd und in >2000 ft, versteht sich), über die Nachbarinsel. Zurück geht es nicht in der direkten Linie, sondern zunächst gen Norden – einmal um Helgoland herum. Hier wollen wir in ein paar Tagen auch noch ein wenig Zeit verbringen.

Unsere Freunde, die in den kommenden Tagen mit einer Cessna 172 zu uns nach Büsum stoßen wollen, sind heute zufällig ebenfalls auf Wangerogge, doch wir haben sie verpasst. Nur ihre „Skyhawk“ konnten wir auf der Abstellfläche sehen, als wir uns für den Abflug fertig machten. Was wir da noch nicht wussten: Wir werden sie diesmal gar nicht treffen, da sie ihren Urlaub einen Tag später schweren Herzens krankheitsbedingt abbrechen müssen.

… und Sylt

Am nächsten Tag zieht es uns wieder in die Luft: Einmal die Nordfriesischen Inseln entlang soll es gehen. Während wir Erwachsenen immer noch nicht genug vom Fliegen haben, beschließen unsere Kinder, diesmal an Land zu bleiben und eine Radtour zu machen. Sie müssen ausnutzen, dass es E-Bikes gibt. Wir Eltern hingegen müssen ausnutzen, dass es so hammergeiles Flugwetter gibt.

Diesmal hangeln wir uns von Insel zu Insel (oder Hallig zu Hallig): Vorbei an Pellworm und Amrum (was für ein Strand!) geht es nach Sylt. Natürlich habe ich gleich „Die Ärzte“ im Kopf. Landen wollen wir nicht, aber aus der Luft ist die Insel auch schön anzusehen.

Nur noch ein Hopser und wir wären in Dänemark.

Nachdem wir einmal Sylt umrundet haben, geht es Richtung Föhr zurück. Andrés „bastelt“ inzwischen an unserem Flarm herum, weil es den Verkehr nicht in der richtigen Richtung anzuzeigen scheint. Es wird ein paar Tage und einige E-Mails dauern, bis er das Problem gelöst hat.

Unsere Kinder hatten in der Zwischenzeit ebenfalls eine tolle Zeit. Jetzt wollen wir zusammen zum Büsumer Strand!

Nordbahn © Maja Christ
Verkehrt zweimal stündlich von 5:30 bis 22:30 Uhr: die Nordbahn. Man gewöhnt sich dran.
Radtour © Maja Christ
Alles flach: Hier fährt man gerne Rad.

Familienlagune Büsum

Vom Flugplatz zur Familienlagune in Büsum sind es etwa fünf Kilometer – mit dem Fahrrad eine gemütliche Distanz. Auf dem Weg kommen wir an mehreren Supermärkten vorbei, bei denen wir uns mit Lebensmitteln und Snacks eindecken können.

Familienlagune Büsum aus der Luft © Maja Christ
Familienlagune Büsum aus der Luft
Fahrradparkplatz an der Familienlagune © Maja Christ
Gut besucht: der Fahrradparkplatz an der Familienlagune

Am Aufgang zur Lagune steht ein Automat für die Entrichtung der Strandgebühr bzw. der Kurtaxe. Für Erwachsene (sowie für Jugendliche ab 16 Jahren) beträgt sie 3 Euro.

Familienlagune Büsum © Maja Christ
Familienlagune Büsum

Die Lagune selbst ist aufgeteilt in einen Schwimm- und einen Wassersportbereich. Ersterer hat einen Nichtschwimmerbereich mit Sandstrand – schön für Familien mit kleinen Kindern – und in der Mitte, wo das Wasser tief genug ist, eine „Insel“ aus Kunststoff-Behältern mit Rutsche und kleinem Sprungturm. Beim Schwimmen in der Lagune wundere ich mich zunächst etwas, was ich da immer wieder im Wasser spüre. Pflanzen? Nein, wahrscheinlich Quallen – sie stören aber nicht sonderlich. Unsere Jungs sind zufrieden. Und auch ich freue mich – nach langer Zeit – einmal wieder von so einem Turm ins Wasser zu hüpfen.

Fliegerpaar © Maja Christ
Wir genießen unser Fly & Swim.

Unser Lager schlagen wir jedoch hinter der Lagune am Meer auf. Da die Sonne bereits tief steht, mieten wir keinen Strandkorb mehr. Hier gibt es keinen Sandstrand, sondern steiniges Ufer. Ins Wasser führen mehrere Treppen. Was wir hier ebenfalls nicht haben, sind Wellen. Das Wasser ist heute fast Badewannen-ruhig – es eignet dafür umso besser für ein paar Schwimmrunden (hier dann ohne Quallen zwischen den Fingern). 😉

Zum Abschluss gönnen wir uns bei den Buden noch Fischbrötchen und etwas zu Trinken. Am Deich haben es sich viele gemütlich gemacht, um den Sonnenuntergang zu bewundern – Aperol Spritz scheint hier gerade voll im Trend zu sein.

Zurück am Flugplatz – es wird unser letzter Abend hier sein, ehe wir nach Helgoland aufbrechen – laden uns die Büsumer Flieger ein, ihnen ein wenig Gesellschaft zu leisten. Es wird spät, ehe Andrés und ich uns verabschieden und in unser Zelt krabbeln.

C42 © Maja Christ
Die C42 eignet sich immer wieder gut zum Trocknen der Badesachen.

Am nächsten Morgen gönnen wir uns noch ein paar letzte Platzrunden, ehe wir die „Zelte abbrechen“, ein letztes Mal auftanken und unsere Gebühren zahlen. Für das Zelten sind es 10 Euro pro Nacht und Zelt, hinzu kommen Abstellgebühren für die Flieger und natürlich die Landegebühren. Alles in allem überschaubar, nur der Sprit dürfte gerne etwas günstiger sein.

Vielen Dank auf jeden Fall für die Gastfreundschaft. Wir kommen gerne mal wieder vorbei.

Auf nach Helgoland EDXH

Um auf Helgoland-Düne zu landen, braucht man als UL-Pilot nicht nur mindestens 100 Stunden nach Schein, sondern auch einen Flugplan. Wir haben geplant, nach der Mittagspause zu landen. Doch es könnte voll werden, denn bei dem Wetter zieht es sicher viele noch einmal auf die Hochseeinsel. Ich habe zwar vorher angerufen und unser Ankommen angekündigt, doch das ist kein Garant, dass man dann auch tatsächlich landen darf. Wenn es keine Abstellplätze mehr gibt, gibt es halt keine mehr.

Helgoland © Maja Christ
Helgoland

Heute ist die 15 offen – über die sind wir noch nie gelandet. Man fliegt über den Nordstrand an und dann über den Weg, der vom Fähranleger zum Flugplatz und von den Zeltflächen zu den Waschhäuschen führt. Ruppig ist es im Anflug. Keine Fußgänger im Weg? Gut. Ich komme hoch an und slippe dann. Passt alles. Andrés bekommt dann zusätzlich zu der Walze hinter der Düne auch noch meine Wirbelschleppchen ab. Die sind auch bei einer C42 zu spüren.

Es gibt tatsächlich kaum noch Abstellplätze. „Wie lange bleibt ihr?“, will Flugleitern Maren Dellinger wissen. „Zwei Tage“, erwidere ich. „Na, dann stellt euch mal da oben vor die Halle.“ Es ist eigentlich keine offizielle Abstellfläche, man kann die Flugzeuge hier nicht verzurren und wir sollen sie auf jeden Fall aufs Vorfeld ziehen, ehe wir sie am Abflugtag anlassen. Ich lasse sicherheitshalber meine Handynummer da, falls wir umparken müssen. Verzurren müssen wir die Flugzeuge heute sowieso nicht – es gibt praktisch keinen Wind und das soll die nächsten Tage auch so bleiben.

„Wenn es keinen Wind gibt, passieren eher Unfälle“, erzählt mir die Flugleiterin einen Tag später. „Dann kommen viele Piloten zu schnell rein.“ Wir haben am Hafen der Hauptinsel das Flugzeugwrack einer Tecnam gesehen und ich habe mich gefragt, wie viele Zwischenfälle es hier so gibt. Drei bis vier pro Jahr, sagt Maren. Und dass das drei bis vier zu viel seien. Die 100-Stunden-Regelung sei gut und recht, doch besser wäre es, wenn die Piloten auch genügend Erfahrung auf dem Muster haben, mit dem sie anfliegen. Dem Piloten der Tecnam geht es gut, erfahre ich. Und dass in den Medien viel Unsinn zu dem Vorfall verbreitet wurde.

„Die Piloten sollten genügend Erfahrung auf dem Muster haben, mit dem sie unseren Flugplatz anfliegen.“

Maren Dellinger, Flugleiterin Helgoland

Kurz darauf kann ich eine Cessna beobachten, die die Piste 15 so tief anfliegt, dass zwischen Rädern und Zaun nur ein halber Meter Platz ist. Zum Glück wurde der Mann, der – die Warnlichter und das Tröten missachtend – gerade über den Weg entlang der Landebahn marschieren wollte, rechtzeitig von seiner Frau zurückgepfiffen.

Bruchgelandete Tecnam © Maja Christ
Das Flugzeug schafft es nur noch per Boot von der Insel. Der Pilot ist glücklicherweise wohlauf.

So voll die Abstellflächen auf dem Flugplatz gerade sind, so leer ist der Campingplatz. Bevor wir uns ans Aufbauen der Zelte machen, fallen wir aber erst einmal ins „Runway 33“ ein, um etwas zu essen. Wir haben Hunger!

Gleich am ersten Abend machen wir uns noch auf den Weg zum Nordstrand, um uns in die kühlen Wellen zu schmeißen. In der Ferne jagt ein Seehund. Irgendwann schwimmt er in den Badebereich und beäugt neugierig die wenigen Badegäste: meine Kinder. Ich pfeife meine Jungs zurück, damit sie den Seehund nicht zu nahe an sich herankommen lassen. Man kann ja nie wissen. Sie verlieren langsam die Angst vor den Menschen, erzählt mir Maren Dellinger am nächsten Tag. Es sei nur eine Frage der Zeit, ehe einer mal einen Probebiss wagen könnte.

Bevor wir uns am nächsten Tag wieder zum Strand begeben, fahren wir mit der Fähre zur Hauptinsel. Wir Eltern wollen zum natürlich wieder zum Klippenrandweg. „Den haben wir letztes Jahr doch schon gesehen“, sagen unsere Kinder. Sie schlendern in der Zeit lieber durch die Gassen.

Letztes Jahr hat eine Geflügelkrankheit den Bestand der Basstölpel stark dezimiert. Natürlich hat er sich noch nicht erholt – das dauert ein paar Jahre. Die wenigen Vögel, die noch da sind, sind aber fotogen wie eh und je. Sie begrüßen sich, streiten, erzählen, füttern ihre Jungen und geben ihrem Nachwuchs einen Schubs, wenn er sich nicht traut, von der Klippe zu starten.

Wir treffen wieder auf unsere Kinder, essen eine Kleinigkeit und wandern noch eine Weile gemeinsam über die Insel. Immer wieder schön!

Fliegerfamilie auf Helgoland © Maja Christ
Wir sagen Tschüss und bis zum nächsten Mal: „Fliegerfamilie“

Nach zwei Tagen müssen wir uns auf den Heimweg machen. Beim Abflug sehen wir die Seehunde, die wir nachts immerzu gehört haben. Es sind auf jeden Fall mehr als im Jahr zuvor.

Eine letzte Runde um die Insel, dann geht es zurück gen Süden.

Rückflug über EDVI und EDGM

Unsere Strecke führt uns wieder an Rothenburg/Wümme vorbei – diesmal ohne Landung – und weiter an Hannover.

Nordenham an der Wesermündung © Maja Christ
Nordenham an der Wesermündung

Tanken werden wir in Höxter-Holzminden. Von dort geht es gleich weiter nach Mosbach-Lohrbach und dann nach Vaihingen.

In zwei Tagen beginnt für unsere Kinder die Schule und auch wir müssen wieder arbeiten.

Aschaffenburg © Maja Christ
Aschaffenburg – nun ist es nicht mehr weit bis Mosbach.

Dass Helgoland mehr als eine Reise wert ist, wussten wir ja bereits. Nun konnten wir uns auch davon überzeugen, dass es sich lohnt, mehr als nur einen Tankstopp in Heide-Büsum einzulegen.
Wir sagen Danke für die freundliche Aufnahme und hoffentlich bis bald.

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