Was haben Élise Deroche, Melli Beese, Thea Rasche, Käthe Paulus und Harriet Quimby gemeinsam? Sie waren Pionierinnen der Luftfahrt. Zu einer Zeit, als es noch nicht einmal selbstverständlich war, dass Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer und man munkelte, dass die „zarten Organe eines jungen Mädchens“ nicht für solch waghalsige Abenteuer geschaffen seien, setzten sie sich durch und gingen in die Luft. Und mit ihnen viele weitere.

Mit Ballonen fing sie an, die bemannte Luftfahrt. Ja: „bemannt“. Frauen waren anfangs nur selten maßgeblich ins Luftfahrtgeschehen involviert. Und viele von denen, die involviert waren, hatte die Geschichte zwischenzeitlich fast vergessen. Wusstet ihr, dass sich die erste Frau überhaupt bereits 1784 in die Lüfte erhob? Oder dass die zweite Frau mit einer deutschen Fluglizenz (nach Melli Beese) eine böhmisch-österreichische Flugpionierin war? Dass unter den ersten Flugzeugkonstrukteuren auch Frauen waren, etwa Lilian Bland oder Emma Lilian Todd?
Zum Weltfrauentag 2020 hatte ich einige Frauen der Luftfahrt zusammengetragen und zwischenzeitlich habe ich hier und da ein wenig ergänzt und umsortiert. Dabei habe ich versucht, die einzelnen Motivationen oder Ansichten der Pionierinnen nicht zu werten. Gertrud Pfister drückte es treffend aus:
„Sie waren Menschen mit Stärken und Schwächen, ihre Motive waren nicht nur edel und selbstlos, ihre Entscheidungen nicht immer ausgewogen und ihre Einstellungen oft problematisch …“
Nichtsdestotrotz: Ihre Leistungen waren beachtlich.
Vom Ballonfahren, Luftschifffahren und Fallschirmspringen
Ende 1783 gelang die erste freie bemannte Fahrt in einer Montgolfière. Den Heißluftballonen folgten Gasballone, bald wurden Fallschirmsprünge von Ballonen aus eine beliebte Zuschauerbelustigung.
Élisabeth Tible
Die erste Frau, die wohl überhaupt in die Luft ging, war Élisabeth Tible (oder Thible). 1784 stieg sie in einer Montgolfière in die Höhe. Bei dieser Ballonfahrt war sie als Minerva verkleidet und es heißt, dass sie die Fahrt über Arien sang, um ihre Angst zu überdecken.

Dennoch gefiel ihr die Fahrt anscheinend, denn sie schrieb im Nachhinein:
„Welche Lust, diese Erde zu verlassen, die von Neid und Eigennutz verzehrt wird. Welches Vergnügen, sich in die Gegenden des Himmels zu erheben, in denen majestätisches Schweigen und ewiger Frieden herrschen. Wie leicht ist es, in dieser Stille die armselige Erde zu vergessen.“
Madeleine Sophie Armant (1778–1819)

Die Französin Marie Madeleine Sophie Armant gilt als erste professionelle Ballonfahrerin. Bekannt wurde sie als „Kaiserliche Aeronautin“ Napoleons I. Ihr Mann war der Ballonfahrer Jean-Pierre Blanchard. Auch, als er 1809 ums Leben kam, stieg sie immer wieder im Ballon auf. Sie hatte auch gar keine andere Wahl, denn nach dem Tod ihres Mannes war sie verarmt. Alles, was sie besaß, waren die Ballone und so verdiente sie sich ihren Unterhalt mit Ballonaufstiegen bei verschiedenen Anlässen.
Im Herbst 1810 überquerte sie den Taunus auf einer Schaukel, die an einem Seil an ihrem Ballon hing und zog sich dabei schwere Erfrierungen zu. Danach musste sie fast ein Jahr aussetzen.
Insgesamt soll sie um die 60 Aufstiege gemacht haben. Leider hält sie einen traurigen Rekord: Sie war die erste Frau, die bei einem Flugunfall ums Leben kam.
Jeanne Labrosse (1775–1847) und Elise Garnerin (ca. 1791–1853)
Jeanne Labrosse fuhr am 10. November 1798 als erste Frau der Welt selbständig einen Ballon. Sie war die Ehefrau von André-Jacques Garnerin, einem Pionier der Entwicklung des Fallschirms. Im Oktober 1799 machte sie als erste Frau der Welt einen Fallschirmsprung mit einem von ihrem Mann entwickelten Fallschirm – aus 900 Metern Höhe.

Die Nichte von André-Jacques Garnerin, Elise Garnerin, gilt als erste „Profi-Fallschirmspringerin“. Sie machte ihren ersten Sprung kurz nach Jeanne Labrosse.
Die Warnung der Ärzte, „bei solch gewagten Sprüngen könnte der Druck der Luft den zarten Organen eines jungen Mädchens gefährlich werden“ ignorierte sie glücklicherweise.
Jahrelang beeindruckte sie ihr Publikum mit ihren tollkühnen Kunststücken. Bei der Siegesfeier in Paris zum endgültigen Sieg über Napoléon im Jahr 1815 imponierte sie Friedrich Wilhelm III., als sie nach einem Sprung aus 1000 m Höhe landete und sich dem preußischen König und den Zuschauern mit dem um die Hüften gebundenen Fallschirm präsentierte.
Wilhelmine Reichard (1788–1848)
Johanne Wilhelmine Siegmundine „Minna“ Reichard war die erste deutsche Heißluftballonfahrerin. Ihre erste Alleinfahrt unternahm sie 1811, bei ihrer dritten Fahrt erreichte sie eine Höhe von 7000 m.

Käthe Paulus (1868–1935)
Die erste deutsche Fallschirmspringerin, Berufsluftschifferin und Luftakrobatin Kät(h)e Paulus wurde unter anderem als Erfinderin des zusammenlegbaren Fallschirms bekannt.
1889 lernte sie den Ballonfahrer Hermann Lattemann kennen. Er brachte ihr Ballonfahren und Fallschirmsprung bei. 1893 wagte sie ihren ersten Sprung. Die beiden machten gemeinsam verschiedene Ballonfahrten und Fallschirmsprünge, doch 1894 kam Lattemann bei einer Fahrt ums Leben, während Käthe Paulus noch am Schirm hing und hilflos zusehen musste, wie er in die Tiefe stürzte.
Paulus baute sich eine Existenz als Luftakrobatin auf und vermarktete sich erfolgreich als „Miss Polly“. Einmal verkaufte sie nahezu 20.000 Eintrittskarten. Später erwarb sie eine Blériot-Flugmaschine und nahm Flugstunden. Als ihr Fluglehrer bei einem Absturz ums Leben kam, verzichtete sie allerdings auf die weitere Flugausbildung.
Einen lesenswerten Einblick in ihr Leben gibt die Romanbiographie „Käte Paulus – Die vergessene Königin der Lüfte“ von Claudia Simon.


Dolly Shepherd (1886–1983)

Die als „Parachute queen“ bzw. „Britain’s Queen of the Air“ bekannte Elizabeth Mariam Shepherd war eine britische Fallschirmspringerin. 1904 begann sie mit der Ausbildung und fing in der Fallschirmspringertruppe um Auguste Gaudron an.
Beim Versuch eines doppelten Fallschirmabsprungs aus einem Ballon öffnete sich der Schirm ihrer Kollegin Louie May nicht. Dolly Shepherd und Louie May gelang es, gemeinsam an nur einem Fallschirm lebend den Boden zu erreichen – dies gilt als die erste Mid-Air-Luftrettung.
Erste Frauen mit einem Pilotenschein
Bald wurde es mit Ballonen immer schwieriger, auf den verschiedenen Events die Zuschauer zu begeistern. Immer komplizierter wurden die Stunts, die die Luftakrobatinnen vollführten. Außerdem konnten sich Ballone nicht lenken lassen.
Die Flugzeugentwicklung ging weiter voran. Lilienthal und anderen glückten die ersten kontrollierten Gleitflüge, motorisierte Flugzeuge folgten Anfang des 20. Jahrhunderts. Und natürlich wollten auch immer mehr Frauen fliegen, Pilotenlizenzen machen und wetteifern.
Élise Deroche (1882–1919)

Die Französin Élise Deroche, auch bekannt als „Baronin Raymonde de Laroche“, war am 8. März 1910 die erste Frau, die einen Pilotenschein am Aéro-Club de France machte.
1909 bot ihr der Flugpionier Charles Voisin an, ihr auf einem seiner Voisin-Flugzeuge das Fliegen beizubringen. Der Fluglehrer gab von der Start- und Landebahn aus seine Anweisungen. Bei der ersten Lektion sollte sie eigentlich nur ein Gefühl für die Maschine entwickeln. Sie entschied sich jedoch anders, hob ab und flog etwa dreihundert Meter weit in einer Höhe von etwa fünf Metern – der weltweit erste Alleinflug einer Frau.
Ihre Meinung zum Fliegen:
„Man benötigt dazu weniger physische Kraft als vielmehr körperliches und geistiges Reaktionsvermögen.“
1919 kam sie bei einem Testflug ums Leben, bei dem sie als Copilotin dabei gewesen war.
Marie Marvingt (1875–1963)

Unter den ersten Frauen in Frankreich, die eine Fluglizenz machten, war auch Marie Marvingt. Bekannt wurde die Französin unter anderem als „fliegende Krankenschwester“: Sie gilt als Erfindern der medizinischen Versorgung aus der Luft.
Nach dem ersten Weltkrieg arbeitete sie als Kriegsreporterin in Nordafrika und gründete mit weiteren die Organisation Les Amies de l’Aviation Sanitaire (Freundinnen der Luftsanität).
Hélène Dutrieu (1877–1961)

Hélène Dutrieu, auch „Falkenmädchen“ genannt, war Radsportlerin und die erste belgische Pilotin. 1908 flog sie ohne Flugstunden und machte eine Bruchlandung. Sie beschloss, richtig Fliegen zu lernen, machte 1910 den Pilotenschein des Aéro Club de Belgique und war die erste Frau, die im April 1910 einen Passagier mitnahm.
Im Ersten Weltkrieg war sie bei der Pariser Luftwache im Einsatz, im Zweiten Weltkrieg leitete sie ein Militärhospital.
Lilian Bland (1878–1971)
Die in England geborene irischstämmige Journalistin Lilian Bland war unter den ersten Frauen, die ein Flugzeug entwarf, baute und flog, vielleicht sogar die erste weltweit.
Lilian Bland konstruierte zunächst ein Doppeldecker-Modell und ließ es wie einen Drachen aufsteigen. Für das Gleitflugzeug in voller Größe diente ein Fahrradlenker als Steuerung. Das fertige Flugzeug hatte eine Spannweite von rund 6,30 Meter und wog 90 Kilogramm. Der Name „Mayfly“ (Eintagsfliege) knüpft an die ihr entgegengebrachte Skepsis zur Flugfähigkeit des Apparats an.

Sie startete ein Unternehmen, das ihre Doppeldecker und Gleitflugzeuge anbot, doch ihr Vater machte sich Sorgen um ihre Sicherheit und brachte sie schließlich von ihren Luftfahrtplänen ab.
Emma Lilian Todd (1865–1937)

Unter den ersten Frauen, die ein Flugzeug konstruierten, war auch die US-amerikanische Erfinderin Emma Lilian Todd. Schon als Kind interessierte sie sich für Mechanik und ihr Wohnzimmer in New York war als Werkstatt eingerichtet. Sie gründete 1908 einen Junior Aero Club, um die Ausbildung künftiger Flieger zu fördern.
Ihr 36 Fuß langer Doppeldecker war 1909 flugbereit. Allerdings konnte Todd den ersten Testflug aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst antreten, sondern überließ ihn Didier Masson, einem französichen Flugpionier.
Harriet Quimby (1875–1912)

Die Journalistin Harriet Quimby erhielt 1911 als erste Frau in den USA ihre Fluglizenz. Ihre Flugausbildung machte sie gemeinsam mit Matilde Moisant. Quimby schloss sich den „Moisant International Aviators“ an, um Flugvorführungen zu geben, mit denen sich damals gutes Geld verdienen ließ.
Zu ihren Pionierleistungen gehören der erste Nachtflug einer Pilotin und zusammen mit Matilde Moisant der erste Flug von Pilotinnen über Mexiko. 1912 überquerte sie als erste Pilotin den Ärmelkanal. Im gleichen Jahr starb sie, als ihr Flugzeug aus unbekannten Gründen abstürzte.
Matilde Moisant (1878–1964)

Die zweite US-amerikanische Frau mit einer Pilotenlizenz war Harriet Quimbys Freundin Matilde Moisant.
Ihre Lizenz machte sie im August 1911 an der Flugschule ihrer Brüder John und Alfred gut zwei Wochen nach Harriet Quimby. Obwohl ihr Bruder John Moisant bei einem Absturz ums Leben kam, setzen die beiden Frauen ihren Unterricht fort.
1912 stellte sie den Höhenrekord einer Frau über Mexiko-Stadt auf.
Melli Beese (1886–1925)
Die erste Frau in Deutschland, die die Pilotenprüfung ablegte, war 1911 Melli Beese (bzw. Amelie Hedwig Boutard-Beese, wie sie mit vollständigem Namen hieß).
Der Weg dahin war steinig, da ihre männlichen Kameraden versuchten, sie am Fliegen zu hindern. Mehrfach wurde ihre Maschine sabotiert.


1925 nahm Melli Beese sich das Leben. Zuvor hatte sie auf einen Zettel geschrieben:
„Fliegen ist notwendig. Leben nicht.“
Charlotte Möhring (1887–1970)

Charlotte Möhring war 1912 nach Melli Beese die zweite Deutsche mit einer Pilotenlizenz.
Ihr Mann, Georg Mürau, hatte eine Flugschule. Charlotte Möhring wurde ebenfalls Fluglehrerin. Nach dem Zweiten Weltkrieg übte sie den Beruf jedoch nicht mehr aus – auch wegen des Flugverbots.
Lidija Wissarionowna Swerewa (1890–1916)

Die erste Pilotin im Zarenreich war die Russin Lidija Wissarionowna Swerewa (Лидия Виссарионовна Зверева). 1911 erhielt Swerewa als erste Frau in Russland den Pilotenschein, der die Nummer 31 trug. Sie gilt als erste Kunstflugpilotin.
Die zweite Russin mit Fluglizenz war nach Lidija Swerewa Jewdokija Wassiljewna Anatra, es folgten Ljubow Alexandrowna Golantschikowa und Jewgenija Michailowna Schachowskaja.
Božena Laglerová (1888–1941)

Die böhmisch-österreichische Flugpionierin Božena Laglerová (Božena Lagler) begann im Frühjahr 1911 ihre Flugausbildung. Sie stürzte dabei auf einen Baum und verletzte sich schwer, nachdem in 150 Meter Höhe der Motor versagt hatte, flog nach ihrer Genesung jedoch weiter.
Im Oktober 1911 erhielt sie ihre Pilotenlizenz des Österreichischen Aero Clubs und kurz darauf – als zweite Frau nach Melli Beese – auch den deutschen Flugschein.
Ruth Law (1887–1970)

Die US-Amerikanerin Ruth Law machte 1912 ihre Fluglizenz. Sie absolvierte als eine der ersten Pilotinnen einen Nachtflug und flog Loopings.
Nach Kriegsende gründete sie den „Ruth Law’s Flying Circus“, bei dem mit drei Flugzeugen spektakuläre Stunts vorgeführt wurden. 1922 beendete sie ihre fliegerische Karriere auf Anweisung ihres Mannes, nachdem eine ihrer Pilotinnen verunglückt war.
Katherine Stinson (1891–1977) und Marjorie Stinson (1896–1975)
Die US-amerikanische Kunstfliegerin Katherine Stinson war die erste Himmelsschreiberin und flog als eine der ersten Pilotinnen Loopings. Außerdem unternahm sie den ersten Nacht-Alleinflug einer Frau.
Marjorie Stinson, ihre Schwester, war die erste Luftpostpilotin.
Die beiden Schwestern führten die erste von einer Frau geleitete Flugschule und waren Mitglied der US-Pilotinnenvereinigung Ninety Nines.


Bessie Coleman (1892–1926)

Bessie Coleman, auch „Brave Bessie“ oder „Queen Bess“ genannt, war die erste Afroamerikanerin mit Pilotenschein. Ihre Pilotenausbildung machte sie 1920/21 in Frankreich. 1922 erhielt sie als erste Frau den internationalen Pilotenschein der Fédération Aéronautique Internationale. Sie wollte die erste Flugschule der USA eröffnen, in der auch Afroamerikaner Fliegen lernen dürften.
1926 verunglückte sie, als sie aus ihrem Flugzeug stürzte.
Elsa Andersson (1897–1922)

Elsa Teresia Andersson, auch die „verwegene Schonin“ genannt, war die erste schwedische Pilotin und Fallschirmspringerin. Im Januar 1922 verunglückte Elsa Andersson bei ihrem dritten Fallschirmabsprung, da sich die Leinen des Fallschirms verhedderten.
Maryse Bastié (1898–1952)

Die Französin Maryse Bastié brach acht Weltrekorde. Die Rekordfliegerin wurde auch „Dauerläuferin am Firmament“, „Sprinterin der Lüfte“ oder „unser Himmels-Trumpf“ genannt.
Thea Rasche (1899–1971)

Theodora „Thea“ Rasche war die erste deutsche Frau mit Kunstflugschein. In den USA nannte man sie „The Flying Fräulein“.
1925 absolvierte sie den ersten Alleinflug einer Frau in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Aufgrund einer Diphtherie erlitt sie einen Herzfehler, meldete sich jedoch gegen den Rat ihrer Ärzte zur Pilotenprüfung an.
Im Anschluss machte sie ihren Kunstflugschein. Als einzige Frau unter 33 Männern flog sie 1926 beim Berliner Flugtag mit.
Maryse Hilsz (1901–1946)
Maryse Hilsz war eine französische Pilotin und Flugpionierin. Sie stellte unter anderem mit 14300 Metern 1936 den Höhenrekord der Frauen auf.

Liesel Bach (1905–1992)
Liesel Bach wurde in Bonn geboren. Sie war eine erfolgreiche deutsche Kunstfliegerin. Bei ihren ersten Wettbewerben flog sie noch mit einer geliehenen Maschine, doch bald konnte sie mit einer eigenen L 26a antreten.
Während des Zweiten Weltkrieges war sie für die Luftwaffe tätig.


Melitta Schiller (1903–1945)
Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg (geb. Schiller) war Ingenieurin an der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) Berlin-Adlershof. 1937 wurde sie zum Flugkapitän ernannt – als zweite Frau Deutschlands nach Hanna Reitsch.
Höher, schneller, weiter: hinaus und hinauf in die Welt
Die Flugzeuge wurden im Laufe der Zeit immer stabiler – man konnte auch fliegen, wenn die Luft mal nicht so ruhig war, dass sich ein Taschentuch auf dem Flugplatz nicht vom Fleck bewegte. Bald hielt es die Piloten in ihren fliegenden Kisten nicht mehr, die Ozeane waren keine unüberwindbaren Grenzen mehr, die Welt wurde umrundet. Immer neue Höhen- und Streckenrekorde wurden aufgestellt, in denen auch Pilotinnen hart miteinander konkurrierten.
Amelia Earhart (1897–1937)
Die US-amerikanische Flugpionierin und Frauenrechtlerin Amelia Mary Earhart war die erste Frau, die den Atlantik überflog. 1932 – fünf Jahre nach Charles Lindbergh – überquerte sie als erste Frau den Atlantik im Alleinflug. Sie startete von Neufundland in Richtung Paris, das sie jedoch nicht erreichte: Schlechtes Wetters und technische Probleme zwangen sie zur Landung in Nordirland.

![Amelia Earhart, Underwood & Underwood (active 1880 – c. 1950)[1] - http://amextbg2.wgbhdigital.org/wgbh/americanexperience/media/uploads/special_features/photo_gallery/amelia_gallery_07.jpg](https://majaloewenzahn.files.wordpress.com/2020/03/amelia_earhart_standing_under_nose_of_her_lockheed_model_10-e_electra_small.jpg?w=1024)
Anfang der 1930er war Earhart Präsidentin der Ninety Nines.
1937 wollte sie als erster Mensch die Erde am Äquator umrunden. Mit ihrem Navigator Fred Noonan startete sie am 21. Mai in Miami. Am 2. Juli startete sie von Lae in Neuguinea für den letzten Abschnitt über den Pazifik, wo der Funkkontakt abbrach. Das Flugzeug wurde nie gefunden und Amelia Earhart für „verschollen, vermutlich tot“ erklärt.
Beryl Markham (1902–1986)

Die Britin Beryl Markham überflog 1936 überflog als erste Frau allein den Atlantik in Ost-West-Richtung – also die entgegengesetzte Richtung von Amelia Earhart. Dieser Flug war der erste Nonstopflug in Ost-West-Richtung von England nach Amerika.
Von Nairobi aus flog sie als erste Buschpilotin Afrikas für den Postdienst, für Krankentransporte oder für Großwildjäger.
Amy Johnson-Mollison (1903–1941)

Amy Johnson-Mollison gilt als berühmteste britische Pilotin. Als erste Frau flog sie 1930 allein von England nach Australien.
Man sagte von ihr wohl „Amy landet nicht, sie kommt an“.
Im zweiten Weltkrieg flog sie für die Air Transport Auxiliary (ATA), die Transport- und Versorgungsflüge für die Royal Air Force übernahm.
Um die hundert britische Pilotinnen waren zu der Zeit bei der ATA und sie verdienten deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Amy Johnson nutzte ihre Prominenz, um gegen den Gender Pay Gap und Vorurteile gegenüber weiblichen Piloten zu protestieren. 1941 verschwand sie auf einem Überführungsflug.
Jacqueline Cochran (1906–1980)

Jacqueline Cochran, genannt Jackie, war eine der bekanntesten Fliegerinnen der USA. Sie wurde auch „Schnellste Frau der Welt“ genannt.
1941 meldete sie sich, um für die United States Army Air Force Flugzeuge nach Großbritannien zu überführen. Hierzu wurden vor allem Pilotinnen eingesetzt, damit mehr männliche Kampfpiloten für Kampfeinsätze zur Verfügung standen.
Zunächst wies man sie ab, doch dann wurde sie als erste Frau schließlich doch ins Überführungsgeschwader aufgenommen. Sie überquerte im Zweiten Weltkrieg mehr als 100 Mal den atlantischen Ozean. 1943 übernahm sie die Leitung des „Women’s Auxiliary Ferrying Squadron“, das dann ins „Women Airforce Service Pilots“ (WASP) überging. Die WASP-Pilotinnen überführten insgesamt 12650 Flugzeuge von 77 verschiedenen Typen. Unter der Leitung Cochrans verlor das Geschwader während des gesamten Krieges „nur“ 38 Pilotinnen.
Anne Morrow Lindbergh (1906–2001)

Anne Morrow Lindbergh, Ehefrau, Copilotin und Navigatorin von Charles A. Lindbergh, war die erste Segelfliegerin der USA. 1929 absolvierte sie ihren ersten Alleinflug und erwarb ein Jahr später ihren Flugschein.
In der Regel war sie Lindberghs Kopilotin, Navigatorin und Funkerin bei seinen Forschungsflügen.
Elly Beinhorn (1907–2007)
Elly Maria Frida Rosemeyer-Beinhorn war zweifelsohne eine der bekanntesten deutschen Fliegerinnen. Ihre Pilotenlizenz erwarb sie 1929 – sie wollte vor allem hinaus in die Welt kommen. Sie schaffte es, eine Flugschule zu finden, die gewillt war, Frauen aufzunehmen und sich zwischen all den Männern zu behaupten, um bei Flugwetter dann auch in ein Flugzeug zu kommen. Das Fliegen selbst war gar nicht schwer, sagte sie.
1931 flog sie allein nach Afrika, ein Jahr später umrundete sie als erste Frau die Welt. Sie stellte mehrere Rekorde auf.


Elly Beinhorn war – zusammen mit Mutz Trense und weiteren – Mitbegründerin der Vereinigung Deutscher Pilotinnen (VDP). Ihre Fliegerkarriere beendete sie 1979.
Ihre lesenswerte Biographie „Alleinflug – Mein Leben“ habe ich auf diesem Blog übrigens auch vorgestellt.
Marga von Etzdorf (1907–1933)

Die deutsche Fliegerin Margarete „Marga“ Wolff geb. von Etzdorf machte 1927 mit 19 Jahren die Fluglizenz A2 (nach Thea Rasche als zweite Frau nach dem Ersten Weltkrieg) und anschließend auch einen Kunstflugschein. Als erste Frau ergatterte sie eine Stelle als Copilotin bei der Lufthansa.
Mit ihrer knallgelben Junkers A 50 ce Junior „Kiek in die Welt“ machte sie verschiedene Langstreckenflüge und flog 1931 als erste Frau allein von Deutschland nach Japan. Auf einem Flug nach Australien nahm sie sich in Syrien das Leben.
Margret Fusbahn (1907–2001)
Luise Margret Fusbahn stellte 1930 einen Höhenrekord für Leichtflugzeuge auf. Sie flog als erste Frau über die Alpen. Einige Jahre war sie mit dem Flieger Ludwig Werner Fusbahn verheiratet. Gemeinsam unternahm das Paar mehrere Langstreckenflüge bis nach Afrika.
Hélène Boucher (1908–1934)
Die Französin Hélène Boucher flog 1934 den Geschwindigkeitsrekord über 100 km und wurde damit zur „schnellsten Frau der Welt“. Weitere Weltrekorde folgten.

Jean Batten (1909–1982)
Die neuseeländische Fliegerin Jean Gardner Batten hielt verschiedene Strecken- und Dauerrekorde im Alleinflug, darunter Langstreckenrekorde.

Luise Hoffmann (1910–1935)
Die deutsche Kunstfliegerin Luise Hoffmann war die erste Frau, die in der deutschen Flugzeugindustrie als Einfliegerin und Vorführpilotin fest angestellt wurde. Aufgrund ihrer jungenhaften Erscheinung nannte man sie auch „Peterle“. Ihre Pilotenlizenz machte sie 1928, erhielt den Schein aber nach den geltenden Bestimmungen erst mit 19 Jahren. Damals war sie die jüngste Pilotin Deutschlands.
Therese Elisabetha Schmitt (Röschen Görgen) (1910–1956)
Die Kunstfliegerin Therese Elisabetha Schmitt (Röschen Görgen genannt) machte mit 18 Jahren ihren Pilotenschein in Bonn-Hangelar.
Hanna Reitsch (1912–1979)
Unter den erfolgreichen deutschen Fliegerinnen war auch Hanna Reitsch. Sie flog mehr als 40 Rekorde in vielen Klassen und Flugzeugtypen. Sie wurde 1937 von Ernst Udet zum ersten weiblichen Flugkapitän ernannt und wurde Versuchspilotin.
Als erste Frau flog sie einen Hubschrauber und überquerte im Segelflug die Alpen. Sie ist Mitbegründerin der VDP.

Nancy Bird-Walton (1915–2009)

Die Australierin Nancy Bird-Walton machte 1933 mit 19 Jahren als jüngste Australierin eine Pilotenlizenz.
Sie gründete später einen fliegenden Medizinservice im Outback von New South Wales, eine Vorläuferorganisation der Air Doctors. Man bezeichnete sie auch als „The Angel of the Outback“.
1950 gründete sie die Australian Women Pilots’ Association.
Beate Uhse (1919–2001)
Beate Rotermund-Uhse war nicht nur wegen ihres Erotik-Unternehmens bekannt. Die Kunstfliegerin und Stuntpilotin machte 1937 ihre Pilotenlizenz.

Bei Bücker arbeitete sie als Pilotin, flog neue oder reparierte Flugzeuge ein oder überführte sie. Als eine Filmfirma bei Bücker nach einem Piloten als Double anfragte, schlug man Beate Uhse vor. Sie war klein genug, um sich im vorderen Sitz verstecken zu können, während der Schauspieler auf dem hinteren Sitz den Piloten spielte. Sie war das einzige weibliche Flugdouble bei der UFA.
Im Zweiten Weltkrieg war sie zudem „Hauptmann“ bei der Luftwaffe.
Jerrie Mock (1925–2014)
Die erste Frau, die im Alleinflug die Erde umrundete, ohne Zwischenpassagen mit einem Schiff zu überbrücken, war die US-Amerikanerin Geraldine „Jerrie“ Mock. Zwischen März und April 1964 umflog die dreifache Mutter und „Hausfrau der Lüfte“ die Erde von Columbus/Ohioüber die Azoren, Casablanca, Kairo, Karatschi, Kalkutta, Bangkok und Honolulu.
Clairelotte (Mutz) Trense (1927–1986)
Clairelotte Schneider von Opel, bekannt unter ihrem Rufnamen „Mutz“, sollte eigentlich nur eine Reportage über Frauen in der Luftfahrt an einer Münchner Flugschule schreiben, doch es war sofort um sie geschehen. 1956 begann sie mit der Flugausbildung und machte gleich von sich reden, da sie als Flugschülerin mitten in München mit ihrem Segelflugzeug außenlandete. Die Passanten staunten wohl nicht schlecht, als ein zierliches Mädchen aus dem Flugzeug stieg.
Im April 1968 gründete sie mit acht weiteren Frauen auf Gut Petersau bei Worms die Vereinigung Deutscher Pilotinnen (VDP) – die ganz und gar kein „Damenkränzchen“ wurde, wie der Spiegel im Juni 1969 noch gemutmaßt hatte.
Rita Maiburg (1952–1977)
Rita Maiburg war 1976 die weltweit „erste Linienflugkapitänin im regulären Liniendienst“. Sie wurde Anfang der 1950er geboren und wuchs in Wesseling auf. Im Mehrfamilienhaus, in dem sie mit ihrer Familie lebte, wohnte auch ein Fluglehrer, der in Bonn-Hangelar flog. 1967 begann Rita Maiburg ihre Segelflugausbildung, wechselte aber schnell zum Motorflug und machte mit 18 Jahren die Privatpilotenlizenz in Bonn-Hangelar.
1969/1970 absolvierte Rita Maiburg eine Ausbildung bei der Bundesanstalt für Flugsicherung in Köln. Anschließend ließ sie sich in Mülheim/Ruhr zum Berufspiloten ausbilden und arbeitete zwei Jahre in München als Frachtpilotin, bis die Gesellschaft „ihr“ Flugzeug verkaufte. Nachdem Rita Maiburg arbeitslos wurde, klagte sie, mit Unterstützung der Journalistin Barbara Schleich, gegen die Lufthansa und verlor in zwei Instanzen. Die kleinere innerdeutsche Fluggesellschaft „DLT“ stellte sie jedoch zwischenzeitlich als Pilotin ein. Damit wurde Maiburg 1976 die weltweit erste Kapitänin im regulären Liniendienst. Die Passagiere wussten nicht, dass eine Frau im Cockpit saß: Per Durchsage hieß eine Stewardess sie nur im Namen von „Flugkapitän Maiburg“ willkommen.
Im September 1977 verunglückte Rita Maiburg bei einem Autounfall auf der Fahrt zum Dienst. Ein Freund von uns machte bei bei ihrer Beerdigung zusammen mit dem befreundeten Fluglehrer aus Wesseling den Kondelenzflug.
Am 12. März 2021 erscheint übrigens das Buch „Freiflug“ von Christine Drews, in dem es um Maiburgs Klage geht.
Victoria Van Meter (1982–2008)
Als eine der bisher jüngsten Pilotinnen gilt „Vicki“ Van Meter: Als Zehnjährige flog sie erstmals ein Flugzeug, mit 11 Jahren machte sie Schlagzeilen, als sie die USA in Ost-West-Richtung in einer Cessna 172 überflog. Sie hatte zwar einen Fluglehrer mit an Bord, navigierte und flog jedoch selbständig. Im darauffolgenden Jahr flog sie über den Atlantik.
Auf ins All
Die erste Frau, die im Weltraum war, ist die Russin Walentina Wladimirowna Tereschkowa. Das war 1963 und es sollten fast 20 Jahre vergehen, bis mit Swetlana Sawizkaja die zweite Frau ins All durfte.
Die USA hatten zwar mit Mercury 13 ebenfalls bereits Anfang der 1960er ein Astronautinnen-Testprogramm, verwehrten den 13 Pilotinnen trotz erfolgreicher Tests jedoch die weitere Ausbildung. Die damals jüngste der 13 Pilotinnen, Wally Funk, durfte immerhin am 20. Juli 2021 als „Weltraumtouristin“ mit der „New Shepard“ ins Weltall – mit 82 Jahren.
Walentina Wladimirowna Tereschkowa (geb. 1937)
Die Fallschirmspringerin und Kosmonautin Walentina Wladimirowna Tereschkowa (Valentina Vladimirovna Tereškova) war 1963 die erste Frau im Weltraum und ist die einzige Frau in der Raumfahrtgeschichte, die auf einer Solo-Mission flog.
Swetlana Jewgenjewna Sawizkaja (geb. 1948)
Die Russin Swetlana Jewgenjewna Sawizkaja war 1982 die zweite Frau im All und die erste, die einen Weltraumausstieg unternahm. Außerdem stellte sie als Pilotin mehrere Weltrekorde auf.
Sally Kristen Ride (geb. 1951)
Sally Ride war die erste US-Amerikanerin, die einen Weltraumflug machen durfte und 1983 die dritte Frau weltweit im All.
Diese Zusammenstellung erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit – es gab und gibt viele weitere Frauen, die sich in der Luftfahrt einen Namen machten. Doch alle aufzuführen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Die Recherche hat jedenfalls Spaß gemacht. Wer mehr erfahren möchte, findet in diversen (Auto-)Biographien Genaueres.


Quellen
Die meisten Informationen habe ich Wikipedia entnommen, die entsprechenden Beiträge sind verlinkt, einige Informationen stammen aus „Als Frau in die Luft ging“ von Jutta Rebmann.
Credits
Die Bilder sind zum großen Teil gemeinfrei, sie stammen von Wikimedia. Die Credits sind in den Bild-Tags hinterlegt und hier.
Das letzte Foto mit den vier Girls hängt im Flughafen Gebäude von Watson Lake Yukon.
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