Rückblick November 2014: Mein erster Solo-Streckenflug

Ich habe einen fantastischen Orientierungssinn. In der Regel. Setzt mich in einer fremden Stadt aus und ich finde mich wirklich schnell zurecht. Das ist eine Eigenschaft, auf die ich schon etwas stolz bin. Es gibt da nur einen Haken: Das gilt am Boden. Ich weiß nicht warum, aber in der Luft ist das irgendwie anders.

Ich kann mir auch ziemlich gut Straßennamen merken. Nur hilft das in der Luft nicht wirklich weiter. Da kann man ja nicht einfach kurz am Straßenrand halten und nachschauen.

Von oben sieht am Anfang alles irgendwie gleich aus

Aus der Luft sind vor allem kleine Ortschaften auf den ersten Blick nicht so leicht voneinander zu unterscheiden. Man muss Waldkanten, Bachläufe, Schienen und Straßen zuordnen. Ist das jetzt die Straße, die in der Karte verzeichnet ist oder ist die zu klein? Autobahnen sind einfacher, Autobahnkreuze hervorragend. Fies wird es wiederum dann, wenn viele Autobahnkreuze, -dreiecke und -abfahrten nebeneinander liegen. Wie beispielsweise im Rhein-Neckar-Gebiet.

Wenn man den Wind für die Kursberechnungen nicht richtig eingeschätzt hat, fliegt man irgendwann nicht links, sondern rechts an einer Ortschaft vorbei. Folgt der falschen Autobahn. Nur zehn Minuten später ist man 25 Kilometer weiter. Da muss man schon gut aufpassen.

Inzwischen haben viele (wenn nicht gar die meisten) Piloten ein Navi. Gibt’s ja sogar als App fürs Tablet oder Smartphone. Aber in der Schulung darf man die nicht benutzen. Da geht es nur mit Karte und Kompass auf Reise. Wenn man etwas „old-school“-mäßig drauf ist, behält man das bei und fliegt auch später grundsätzlich nur mit Karte und Kompass (so wie mein Mann).
Ich habe inzwischen auch eine App. Die ist super. Aber meistens benutze ich sie doch nicht. Man muss dann nämlich auch gut aufpassen: Ist die Smartphone-Halterung direkt neben dem Kompass, funktioniert der Kompass nicht mehr, sobald man sein Smartphone da reingebastelt hat. Als ich das das erste Mal erlebt habe, war die Verwirrung groß, bis ich geschnallt habe, dass der Kompass eine Smartphone-Phobie hat. Außerdem ist es mit Karte und Kompass spannender.

Ein Fehler, den ich am Anfang oft gemacht habe, ist, die Umgebung zu kleinskalig zu betrachten. Wenn man eine längere Strecke fliegt, ist es aber gar nicht so wichtig, ob das A-Dorf oder B-Dorf ist, wo man gerade drüber fliegt. Wichtig ist eher, dass man auf seiner Fluglinie nach auffälligen Orientierungspunkten und Auffanglinien Ausschau hält. Das lernt man mit der Zeit.

Mit Fluglehrer ist ein Streckenflug relativ einfach. Man kann sich jederzeit rückversichern, ob man noch in die richtige Richtung fliegt. Zumindest am Anfang der Ausbildung kriegt man dann auch sofort Feedback (später lassen sie einen dann auch mal etwas zappeln). Allein wird es dann aufregend. Also zurück zu meinem ersten Solo-Streckenflug.

Das erste Mal allein über Land

Für die Sportpilotenlizenz muss man drei 50-km-Solo-Flüge machen. Als erstes Ziel hatte ich mir den Flugplatz Speyer ausgesucht. Der Weg von Worms nach Speyer ist leicht zu finden – man könnte immer am Rhein entlang fliegen.

Rheinebene/BASF Luftaufnahme © Sabine Bechtel
Rheinebene von oben. Das Bild entstand 2016 auf einem Flug nach Heidelberg © Sabine Bechtel
ICAO-Karte
Luftfahrtkarte: Hier sieht die Antenne recht markant aus.

Die Sicht an diesem Novembertag war nicht schlecht. Aber gut war sie auch nicht. Ich muss sagen, dass ich schon ziemlich aufgeregt war, das erste Mal allein auf Strecke zu gehen. Das war doch etwas ganz anderes als allein Platzrunden zu fliegen.
Als Route nach Speyer hatte ich mir einen Weg um die Mannheimer Kontrollzone herum ausgesucht, als Orientierungspunkt einen bestimmten Turm. In der Luftfahrtkarte sieht er sehr markant aus. Als ich von der Zeit her an dem Orientierungspunkt hätte sein müssen, fand ich ihn jedoch nicht. Klar fand ich Türme. Jede Menge sogar. Aber ich wusste nicht, ob dabei auch der Turm dabei war, den ich suchte. Später erst kapierte ich, dass es eine Antenne war, die ich hätte finden müssen. Da konnte ich natürlich lange nach einem Turm Ausschau halten.

Jedenfalls wurde ich ziemlich nervös. Obwohl ich mich da auf der Strecke gar nicht verfliegen konnte. Wenn ich einfach dem Fluss folgte, würde ich direkt auf Speyer treffen. Aber ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dem Kurs, den ich mir ausgesucht hatte, zu folgen. Inzwischen weiß ich das natürlich: Rhein und Autobahnen reichen hier völlig zur Orientierung.

Doch dann tauchte direkt vor mir tatsächlich Speyer auf und ich konnte in den Landeanflug gehen. Auf den Dom zu, dann abdrehen und die riesige Landebahn ansteuern. Vorbei am Technikmuseum mit der Boing 747 – ein toller Anflug, wenn man vom Norden kommt!

Flugplatz Speyer © Maja Christ
Technikmuseum und Dom Speyer vom Flugplatz aus
Flug-Log EDFV-EDRY
Das erste Mal allein auf Strecke: von Worms EDFV nach Speyer EDRY

Am nächsten Tag war ich übrigens gleich nochmal allein in Speyer. Da war das dann alles ganz easy. Obwohl ich die Antenne wieder nicht sah – den Weg fand ich ohne Probleme.

Flug-Log EDFV-EDRY-EDRF-EDFV
Das zweite Mal allein auf Strecke: Worms – Speyer – Bad Dürkheim – Worms

Das ist zum Glück immer noch so: Wenn ich eine Strecke ein zweites Mal fliege, habe ich in der Regel keine Orientierungsprobleme mehr.

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